Festung Alderney

Alderney ist die nördlichste der Kanalinseln und liegt auch am dichtesten an England.

Die 1.500 Einwohner der nur 5 x 3 km großen Insel waren bereits nach England evakuiert worden, bevor die Deutsche Wehrmacht die Insel am 2. Juli 1940 besetzte.

Die Kanalinseln waren der einzige britische Boden, den die Deutschen eroberten und Adolf Hitler befürchtete, dass die Inseln von den Briten wieder zurückerobert würden, so dass man damit begann, die Inseln stark zu befestigen.

Zur Unterbringung der 4.000 für den Bau der Befestigungen eingesetzten Zwangsarbeiter wurden auf Alderney vier Lager errichtet. Zusammen mit den mehr als 3.000 Soldaten erhöhte sich die Bevölkerungsdichte auf der kleinen Insel damit signifikant.

Insgesamt richteten die Deutschen fünf Geschützbatterien bestehend aus Geschützen mit Kalibern von 150 mm bis 170 mm ein. Zur Leitung des Feuers der vielen Geschütze wurde ein System von sechs Bunkeranlagen (Marine-Peilstand und -Messstellung) um die ganze Insel herum geplant.

Auch auf den beiden anderen Kanalinseln Jersey und Guernsey wurde dieses System eingerichtet, das sich aber in der Praxis als nicht optimal erwiesen hat, besonders wenn gleichzeitig mehrere Schiffe beobachtet werden sollten. Daher wurde der Bau der Bunkeranlagen eingestellt. SO wurde auf Alderney nur der dritte Peilstand (MP3) fertig gestellt.

Rund um die Insel wurden 22 Flugabwehrkanonen verteilt – hinzu kam in der Mitte der Insel ein Befehlsbunker mit einem Beobachtungsturm, um die Lager zu überblicken.

Alderney wurde zu einem der am stärksten befestigten Bereiche im gesamten Atlantikwall und erhielt deshalb die Bezeichnung „Festung Alderney“ – der Begriff „Festung“ wurde nur verwendet, wenn ein Bereich so stark befestigt war, dass er als uneinnehmbar galt!

Nach der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 und ihrem anschließenden Vormarsch die Cotentin-Halbinsel hinauf feuerten die 150-mm-Geschütze der Batterie Blücher auf Alderney auf die amerikanischen Truppen.

Daraufhin griff das britische Kriegsschiff HMS Rodney die Geschützbatterie von See aus an, was zwei deutsche Soldaten das Leben kostete.

Die Alliierten hatten sich dahingehend abgesprochen, die Kanalinseln nicht anzugreifen, da sie keinerlei strategische Bedeutung hatten, so dass die Inseln bis zum Kriegsende in Europa am 9. Mai 1945 deutsch besetzt blieben.

Wie auch in einigen anderen deutschen Festungen des Atlantikwalls geschehen, übergab der deutsche Kommandant von Alderney die Festung erst am 16. Mai 1945.

In der Nach-Besatzungszeit wurden die Deutschen zu Aufräumarbeiten eingesetzt, wobei sie u. a. 30.000 Landminen räumten.

Im Dezember 1945 durfte die einheimische Bevölkerung wieder auf ihre Insel zurückkehren.